»…zusammen in einer großen Menschheitssache.« Martin Buber und Gustav Landauer – eine dialogische Begegnung

Autor/innen

  • Siegbert Wolf

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i02-03.489

Abstract

Ähnlich wie bei Martin Buber gingen auch bei
Gustav Landauer »Lebens- und Richtungsentscheidungen
noch im Erwachsenenalter« 3 mit einschneidenden
Konflikten im Elternhaus einher:
Bei Buber, der in großbürgerlichen Verhältnissen
aufwächst, ist es die nachhaltige »Vergegnung« mit
seiner Mutter Elise Wurgast (1858 – 1931); bei
dem einer jüdisch-assimilierten mittelständischen
Kaufmannsfamilie entstammenden Landauer ist
es der »Bruch« mit seinem Vater Hermann Landauer
(1837 – 1900), der mit dem Studienabbruch
seines Sohnes (1892), der Ehegemeinschaft mit
der nichtjüdischen Schneiderin Margarethe (Grete)
Leuschner (1872 – 1908) und dessen anarchistischem
Engagement nicht einverstanden sein konnte,
da es seiner deutsch-jüdischen Bürgerwelt widersprach.
Einem Freund vertraute Landauer an: »Ich
[...] kann nicht mehr mit ihm reden; denn gegen
Ausbrüche so besinnungsloser und beschimpfender
Art kenne ich keine andere Wehr. Du kennst
wohl nicht die jüdischen Familienverhältnisse.
Solange Einklang herrscht, sehr schön; aber wenn
ein Kind selbst nur in geringem eigenen Willen
haben will, dann ist es fürchterlicher als in irgendwelcher
andern Familie. […] Meine Mutter hat
mich beschworen, von meinen Ansichten und
meiner freien Lebensauffassung und Lebensgestaltung
zu lassen und hat mich mit liebevollen Bitten
bestürmt; mein Vater hat es mit roher Gewalt,
mit Entzug der finanziellen Mittel und mit einer
Flut von Beschimpfungen erzwingen wollen. […]
ich will ihn damit nicht anklagen, er hat auch andere
Seiten und ich kenne das leidenschaftliche
Temperament der ganzen Familie Landauer sehr
gut.«

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Veröffentlicht

2021-01-21