Aktuelle Notizen

Autor/innen

  • Christoph Münz

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i02-03.492

Abstract

Der Anschlag auf die voll besetzte Synagoge
in Halle an Yom Kippur (9. Oktober), dem heiligsten
Feiertag des Judentums, hat bei Kirchen und
Dialogorganisationen Entsetzen und eine große
Welle der Solidarität ausgelöst.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
Kardinal Reinhard Marx, erklärte: »Ich bin
entsetzt und erschüttert über den feigen Anschlag
von Halle. (…) Wir stehen solidarisch an der Seite
der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Antisemitismus
oder gar blinde Gewalt dürfen keinen
Platz in unserer Gesellschaft haben.« Der Erfurter
Bischof Ulrich Neymeyr, der in der Deutschen
Bischofskonferenz für die Kontakte zum Judentum
zuständig ist, rief dazu auf, alles zu tun, dass
»dauerhaft, nicht nur punktuell, jüdische Einrichtungen
geschützt sind und Juden, ohne Angst zu
haben, sich versammeln und Gottesdienste feiern
können«. »Ich bin entsetzt und fassungslos angesichts
dieser Gräueltat«, erklärte der Ratsvorsitzende
der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Man dürfe nicht
zulassen, dass Juden in Angst und Unsicherheit
ihren Glauben leben müssten. Auch die Leiter des
Gesprächskreises Juden und Christen beim Zentralkomitee
der deutschen Katholiken (ZdK), Dagmar
Mensink und Rabbiner Dr. Andreas Nachama,
meldeten sich zu Wort und sagten u.a.: »Gegen
Judenhass muss noch viel konsequenter vorgegangen
werden als bisher. Christen haben hier
eine besondere Verantwortung, denn sie kennen
die Muster der alten Judenfeindschaft, die heute
in neuen Gewändern wiederkehren.«
In einer Presseerklärung mahnte das Präsidium
des Deutschen Koordinierungsrates der
Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit:
»Wir tragen alle Verantwortung dafür, dass
in den Stadtteilen unserer Städte und in allen
Landkreisen entschlossen jeder Judenfeindschaft
entgegengetreten wird! Wir fordern von den politisch
Verantwortlichen, den Schutz der jüdischen
Gemeinden deutlich zu verstärken.« Auch Professoren
für katholische Theologie haben sich solidarisch
mit Juden erklärt. Man sehe sich »in der
Verantwortung, die antijüdischen Denkmuster,
die Theologie und kirchliche Frömmigkeit zur Entstehung
des Antisemitismus über Jahrhunderte
hinweg beigetragen haben, aufzudecken und zu
widerlegen«, heißt es in einer Erklärung der Vereinigung
der Arbeitsgemeinschaften für Katholische
Theologie. Ähnlich äußerte sich der Leiter
des Berliner Instituts Kirche und Judentum (IKJ),
Christoph Markschies: »Es gibt in den christlichen
Kirchen nicht nur eine unselige Tradition der Judenfeindschaft,
sondern nach wie vor schlimme
Entgleisungen«, denen es entgegenzutreten gelte.
»Wer dieses Volk angreift, greift auch die Christen
an.« Durch die Ereignisse von Halle sei hoffentlich
noch mehr Menschen deutlich geworden, dass
Christen an die Seite ihrer jüdischen Geschwister
gehörten.

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Veröffentlicht

2021-01-21