Rezension zu: Raphael Rauch (2018): »Visuelle Integration«? Juden in westdeutschen Fernsehserien nach »Holocaust«Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 458 Seiten
DOI:
https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i02-03.497Abstract
Raphael Rauch legt mit seiner Dissertationsschrift
»Visuelle Integration«? Juden in westdeutschen Fernsehserien
nach »Holocaust« eine umfassende Studie
zur Darstellung jüdischer Figuren im deutschen Fernsehen,
deren Rezeptionsgeschichte und Auswirkung
auf die deutsche Erinnerungskultur vor.
Das Medium Fernsehen und dessen »audiovisuelle
Form sowie die Verbindung von medialer Gleichzeitigkeit
und Vergegenwärtigung« bietet, so Rauch, das Potential,
»sich der Geschichte zu erinnern und darüber
die eigene staatliche und kulturelle Identität herauszubilden
« und die verschiedenen Phasen des deutsch-jüdischen
Verhältnisses nach der nationalsozialistischen
Verfolgung darzustellen. Auf Basis dieser Annahme analysiert
Rauch deutsche Fernsehserien aus der Zeit von
1977 bis 1986, die das deutsch-jüdische Verhältnis verhandeln,
ausgehend vom Referenzpunkt der deutschen
Erstausstrahlung der amerikanischen TV-Serie Holocaust.
Dieser wird, so führt Rauch aus, der »Charakter einer
Zäsur und eines Medienereignisses von bislang nicht
bekanntem Ausmaß« zugesprochen (S. 9), u.a., da
durch die Ausstrahlung von Holocaust im westdeutschen
Fernsehen das bis dato geltende, verkürzt als
»Adorno-Diktum« bezeichnete der Nichtdarstellbarkeit
des Holocaust abgelöst wurde.