Rezension zu: Schiffer, Walter (2017): Das Andenken verlängern Grabsteininschriften der jüdischen Displaced Persons auf dem Zelttheaterfriedhof in Bergen-Belsen, mit Fotografien von Stefan Breuel.

Autor/innen

  • Wilhelm Schwendemann

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i02-03.500

Abstract

Walter Schiffer ist mit seiner Dokumentation und
den Grabsteinbildern von Stefan Breuel ein sehr eindrückliches
Buch gelungen, das erschreckt und aufwühlt.
Es erinnert an die Nazi-Gräueltaten gegen die Menschlichkeit
in Bergen-Belsen und gibt so den zu Opfern gewordenen
jüdischen Menschen Würde zurück.
Dokumentiert sind hebräische und/oder jiddischsprachige
Grabsteininschriften jüdischer, heimatloser
Menschen (Displaced Persons), die wenige Kilometer
vom ehemaligen KZ Bergen-Belsen auf dem Zelttheaterfriedhof
im DP-Camp bestattet wurden (S. 7). Der Autor
nimmt die Dokumentation auch zum Anlass, Auskunft
über das jüdische Verständnis eines Friedhofs und einer
Beisetzung im Allgemeinen zu geben.
Am 15. April 1945 wurde das Konzentrationslager
Bergen-Belsen von britischen Truppen befreit. Aber jeden
Tag starben mindestens 100 Menschen nach der Befreiung
an Hunger, Entkräftung oder Krankheiten/Epidemien
wie Typhus (S. 9). Ca. 55.000 Menschen hatten
überlebt, davon ca. 27.500 Menschen jüdischer Herkunft.
Trotz sofort einsetzender medizinischer Versorgung
starben in den ersten Wochen ca. 13500 Menschen.
Die Überlebenden, sog. Displaced Persons, nannten
sich gemäß Jer 44 »Rest der Entronnenen« – viele
dieser Menschen wanderten, sofern sie die ersten Wochen
nach der Befreiung überlebt hatten, nach Amerika
oder Palästina aus. Die Zustände im Lager waren
für die Überlebenden bedrückend und würdevolle Bestattungen
kaum möglich. Der Rabbiner hatte mit Massenbestattungen
bzw. Massengräbern zu tun, sodass anfangs
viele Verstorbene anonym beerdigt werden mussten
– später wurden Holztafeln aufgestellt, aber auch
schon im Spätsommer Steingrabsteine (S. 13).

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Veröffentlicht

2021-01-22