»Können die Wissenden und die Unwissenden gleich sein?« Ein islamischer Zugang zur Bildung

Autor/innen

  • Zekirija Sejdini

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i03.601

Abstract

Nach dem islamischen Verständnis ist der
Mensch die Krönung der Schöpfung.3 Er ist es,
dem vom Geist Gottes4 eingehaucht und der in
bester Form5 erschaffen worden ist. Mit Vernunft,6
Freiheit7 und anderen Besonderheiten und Fähigkeiten
ausgestattet, ist er in der Lage, seine Aufgabe
als Statthalter Gottes 8 auf Erden wahrzunehmen
und die gesamte Schöpfung, die ihm anvertraut
worden ist, in Verantwortung zu nützen.
Um seiner Verantwortung jedoch gerecht zu
werden und gemäß seiner natürlichen Veranlagung
handeln zu können, bedarf es einer Aktivierung
bzw. ständigen Weiterentwicklung seiner
Potentiale im Lichte der Offenbarung.9 Dies ist
nach islamischem Verständnis nur durch Bildung
möglich. Aus dieser Perspektive betrachtet stellt
Bildung nicht nur einen zentralen Aspekt der islamischen
Religionspädagogik, sondern das Kernanliegen
der islamischen Botschaft dar. Auch wenn
die aktuelle Lage in den mehrheitlich muslimisch
bevölkerten Ländern eine inhärente Bildungsferne
im Islam vermuten lässt, war und ist der Islam
für die Muslime stets die wichtigste Form der Erziehung
und Bildung.
Dies gründet vor allem darin, dass die islamischen
Quellen, vor allem der Koran und die Tradition
des Gesandten Muhammad (gest. 623 n.Chr.)
großen Wert auf Bildung legen. So wird im Koran
das Wort Wissen in seinen verschiedenen Prägungen
ca. 750 Mal erwähnt, was 1% der Gesamtzahl
der erwähnten Wörter imKoran entspricht.10 Diese
wertschätzende Haltung zur Bildung ist wahrscheinlich
einer der entscheidenden Gründe dafür
gewesen, dass es den Muslimen gelungen ist,
in relativ kurzer Zeit nach der Entstehung des Islams
das zivilisatorische Zentrum der Welt zu werden.
11
Was die islamischen Quellen konkret über Bildung
beinhalten und wie die muslimischen Gelehrten
die Quellen verstanden und ausgelegt haben,
soll im Laufe dieses Beitrages erläutert werden.
12 In diesem Zusammenhang soll zunächst der
Fokus auf die wichtigsten islamischen Quellen,
den Koran und die Sunna, gerichtet werden. Zum
Schluss soll kurz auf die aktuellen Herausforderungen
im europäischen Kontext eingegangen werden.

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Veröffentlicht

2021-01-23