Erklärung zur Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule. Auszüge

Autor/innen

  • Zentralrat der Juden in Deutschland
  • Kultusministerkonferenz dt

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i03.610

Abstract

1 Präambel
Das Judentum ist seit vielen Jahrhunderten integraler
Bestandteil der deutschen und europäischen
Kultur, Geschichte und Gesellschaft.
Jüdisches Leben ist indes in vielen gesellschaftlichen
Bereichen kaum sichtbar und wird, beispielsweise
in Schulbüchern und anderen Bildungsmedien,
vielfach nur auf einzelne Elemente oder auf
einige wenige Epochen der Geschichte verkürzt,
zum Teil verzerrt und undifferenziert dargestellt.
Darüber hinaus geben judenfeindliche Einstellungen,
die sich in unterschiedlichen Erscheinungsformen,
auch im schulischen Raum, immer wieder
manifestieren, Anlass zu Besorgnis. So ist nicht hinnehmbar,
wenn sich Jüdinnen und Juden aus Angst
vor antisemitischen Attacken als solche nicht zu
erkennen geben können, und wenn Menschen
auf der Straße israelische Politik zum Vorwand
nehmen, antisemitische Parolen zu skandieren.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland und
die Kultusministerkonferenz vereinbaren mit dieser
Erklärung Schritte zu einer zukunftsorientierten
und authentischen Thematisierung des Judentums
in der Schule.
2 Ziele und Grundsätze
Die gemeinsame Erklärung zielt darauf ab, das
Judentum in seiner Vielfalt und Authentizität in
der Schule zu thematisieren sowie den Schülerinnen
und Schülern ein lebendiges und differenziertes
Bild des Judentums zu vermitteln. Dazu gehört
unabdingbar die Schoah, ohne aber jüdisches
Leben in Deutschland und Europa auf sie zu reduzieren.
Auch das jüdische Leben nach der Schoah
im Zeichen der deutschen Teilung und seit der Wiedervereinigung
ist für das historisch-politische Verständnis
von enormem Wert. Ferner geht es in der
Schule darum, die besondere Bedeutung des Staates
Israel für Jüdinnen und Juden zu erklären.
Kenntnis und Erkennen der Vielfalt und Komplexität
des Judentums sind wichtige Schritte zu seinem
Verständnis sowie zum Abbau von Vorurteilen.
Es gibt nicht die Jüdin oder den Juden, sondern
verschiedene religiöse und kulturelle Identitäten.
Die Schule sollte das Selbstverständnis von Jüdinnen
und Juden sowie den Blick von außen auf das
Judentum in Bezug zueinander setzen.
Zwar kann der Unterricht in der Schule kein
vollständiges Bild des Judentums vermitteln, ermöglicht
aber anhand ausgewählter Themen exemplarisch
vergangene, gegenwärtige und zukünftige
Perspektiven miteinander zu verbinden. Dabei gilt
es, neue und sensible Wege in der Didaktik und Methodik
zu erschließen, die die unterschiedlichen
Zugänge einer heterogenen Schülerschaft berücksichtigen.
3 Das Judentum im Unterricht
Die curricularen Vorgaben der Länder bieten
zahlreiche Anknüpfungspunkte für eine Vermittlung
des Judentums im Unterricht. Zugänge gibt
es in vielen Fächern: in Geschichte und anderen gesellschaftswissenschaftlichen
Fächern, in Religion
und Ethik, in sprachlichen, literarischen oder
künstlerischen Fächern sowie in den Naturwissenschaften.
Dieses Potenzial wird – dies zeigen
Analysen von Lehrplänen und Schulbüchern –
bisher nicht hinreichend ausgeschöpft. Hier gilt es,
die Lehr- und Fachkräfte in unseren Schulen bei
der Umsetzung im Unterricht zu unterstützen.
[…]

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Veröffentlicht

2021-01-23

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Anregungen für Schule | Gemeinde | Erwachsenenbildung | Bildung