Rezension zu: Ludwig, Hartmut; Röhm, Eberhard (2016): Evangelisch getauft – als »Juden« verfolgt. Theologen jüdischer Herkunft in der Zeit des Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch, herausgegeben von Hartmut Ludwig und Eberhard Röhm.

Autor/innen

  • Wilhelm Schwendemann

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i03.622

Abstract

»Wer dieses Gedenkbuch zur Hand nimmt, sollte
sich Zeit nehmen. Es braucht Zeit und es braucht Mut,
sich dem zu stellen, was hier geschildert wird, geschildert
werden muss.« (S. 7)
So beginnt das Buch, das mitunter brutal an die
Schuld und die Versäumnisse Evangelischer Kirchen im
Nationalsozialismus erinnert, die ihre getauften jüdischen
Mitglieder schmählich im Stich gelassen haben,
was für viele der Porträtierten zugleich ein Todesurteil
oder im günstigsten Fall Überleben durch Flucht bedeutete.
Dagegen stehen Lebensbeschreibungen Überlebender,
die ihrem »Dienst treu geblieben sind« und
weiter als Theolog_innen oder Gemeindeglieder das
reformatorische Glaubenszeugnis bezeugten (S. 7). Wie
immer in solchen Zusammenhängen wird das begrenzte
Maß an ethischen Möglichkeiten bei Tätern und das
begrenzte Maß an Handlungsoptionen bei den Opfern
deutlich; viele der kirchlichen Schreibtischtäter waren
feige und keine Glaubenszeugen, weil sie einfache Formen
der Mitmenschlichkeit verweigert haben – auf der
anderen Seite stehen aber auch viele Helfer_innen, die
den getauften jüdischen Glaubensgeschwistern mit
»Mut, Klarheit, Phantasie, Entschlossenheit und Überzeugungskraft
« (S. 7) zur Seite gestanden sind.

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Veröffentlicht

2021-01-23