Rezension zu: Müller, Roland (Hrsg.) (2017): Gretchen Kahn. Tagebücher von Juli 1905 bis Oktober 1915: Jüdisches Leben in Stuttgart. Transkribiert und mit Anmerkungen versehen von Rainer Redies. Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart.

Autor/innen

  • Heike Jansen

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i03.626

Abstract

Die Veröffentlichung beginnt mit Vorworten des
Herausgebers (S. 7f) und des Bearbeiters (S. 9ff) der Tagebücher.
Dem Herausgeber Roland Müller ist es ein
Anliegen, die jüdisch-deutsche Geschichte nicht nur als
Geschichte von Opfern zu betrachten – vom auch Stuttgart
ergreifenden Pogrom 1348 bis zu den Deportationen
1941– 1945. Seiner Ansicht nach fordern und befördern
die jüdischen Gemeinden selbst nach den Umbrüchen
1989/90 eine andere Perspektive und zeigen
neues Selbstbewusstsein. Die Übergabe des Archivs der
Israelitischen Religionsgemeinschaft an das Stadtarchiv
Stuttgart 2003 sieht er als Zeichen des Vertrauens
und der Beheimatung, innerhalb der Arbeit des Stadtarchivs
als Perspektivenwechsel auf die Geschichte der
jüdischen Gemeinschaft vor der Schoah (S. 7).
Mit finanzieller Unterstützung der Stolperstein-Initiative
konnten sechs Tagebücher, Haushalts- und Geschäftsbücher
als Grundlage der vorliegenden Veröffentlichung
in Israel privat erworben werden. Sie soll ein
Zeichen setzen für die Dokumentation der ganzen jüdischen
Stadtgeschichte Stuttgarts sowie die Sicherung
und Nutzbarmachung von Quellen für Bürgerschaft
und Forschung (S. 8).
Der Bearbeiter Rainer Redies führt weiter aus, dass
die Tagebücher der Familie Kahn 2007 von einem israelischen
Antiquar angeboten wurden. Sie erwiesen sich
für ihn als Hinweis auf Personen der Zeit von 1905 –
1925 als so interessant, dass er die Transkription übernahm.
Das Konvolut besteht aus sechs Tagebüchern
1905 –1925 (Nr. 2,4,5,7,8,13), rund 2.400 Seiten,
einem Haushaltsbuch 1910 –1918 und einem Copirbuch
mit Geschäfts- und Privatkorrespondenz 1911–
1921 (S. 9). Kommentierte Fotografien der Originale
(S. 10) ergänzen das Vorwort. Die Transkription umfasst
fünf Tagebücher (Nr. 2,4,5,7,8), da das sechste
eine spätere Zeit betrifft. Über den Verbleib der restlichen
Tagebücher (Nr. 1,3,6,9 –12) konnte nichts in Erfahrung
gebracht werden. Der Bearbeiter erläutert sehr
genau seine wissenschaftliche Arbeitsweise (S. 11).
Auf die historische Zeichnung eines Familienstammbaums
(S. 12) folgt eine kurze Vorstellung der Protagonisten,
die den Überblick in den folgenden Tagebüchern
erleichtert.

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Veröffentlicht

2021-01-23