Gurs – ein besonderer Erinnerungsort in Frankreich

Autor/innen

  • Ulrich Ruh

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.441

Abstract

Das Stichwort Gurs taucht in dem monumentalen
Werk von Saul Friedländer über das Dritte
Reich und die Juden nur zwei Mal eher en passant
auf. Und das ist kein Zufall, sondern legt sich im
Blick auf die historischen Tatsachen nahe:
Gurs, im südwestfranzösischen Département
Basses Pyrénées nahe der spanischen Grenze gelegen,
war kein Konzentrationslager oder gar ein
Vernichtungslager, sondern nur ein Internierungslager
von überschaubarer Größenordnung. Dieses
französische Lager spielt aber trotzdem in der auf
das Dritte Reich bezogenen Erinnerungskultur des
deutschen Südwestens eine wichtige Rolle, weil
dorthin im Oktober 1940 die gesamte bis dahin
verbliebene jüdische Bevölkerung von Baden, der
Pfalz und des Saarlands (es waren über 6.500
Frauen, Männer und Kinder) deportiert wurde –
für sehr viele von diesen Menschen wurde Gurs
eine Durchgangsstation nach Auschwitz und damit
in den Tod in der Gaskammer. Allein in Baden
betraf die Deportation damals nicht weniger als
137 Städte und Dörfer quer durch das ganze Land,
von Lörrach an der Grenze zur Schweiz bis nach
Wertheim am Main im Dreiländereck zu Bayern
und Hessen. Darunter waren auch traditionsreiche
jüdische Gemeinden, die jahrhundertelang ihr
jeweiliges Gemeinwesen mitgeprägt und dort einen
erheblichen Bevölkerungsanteil gestellt hatten.

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Veröffentlicht

2021-01-21