»Dem Missverständnis zum Verdruss«. Lebendige Kommunikation in Ambivalenzen als Beitrag zur deutschen Erinnerungskultur am Beispiel von Rammsteins Deutschland

Autor/innen

  • Valesca Baert-Knoll

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.443

Abstract

Die Band Rammstein hat am 26. März 2019
einen 35-sekündigen Teaser zuerst auf Instagram,
dann auf ihrem offiziellenYouTube-Kanal veröffentlicht.
In diesem sieht man die Bandmitglieder, ihre
Hinrichtung erwartend, aufgereiht vor einem Galgen,
in Kleidung, die eindeutig und detailgetreu an
die von KZ-Gefangenen erinnert. Auf der Kleidung
von Paul Landers, Gitarrist, ist ein Judenstern aufgenäht,
bei Oliver Riedel, Bassist, lässt sich in der
vorbeigleitenden Perspektive ein rosa Winkel erahnen.
Am Ende des Teasers erscheint das Wort
Deutschland in frakturähnlicher Schrift auf
schwarzem Grund, darunter ein Datum in römischen
Ziffern XXVIII.III.MMXIX (28.03.2019),
darüber das umstrittene Bandlogo – die Gesamtkomposition
der Ankündigung ihres neuen Albums
bzw. ihrer neuen Single. Die Kommentarfunktion
auf YouTube war deaktiviert.
Ein Beitrag zur
deutschen Erinnerungskultur?
Das mediale Echo auf diesen Teaser war umfassend,
allen voran die Bild-Zeitung, die u.a. bei
Yad Vashem und einigen Vertretern von (christlich-)
jüdischen Arbeitsgemeinschaften und Organisationen
Statements angefragt und zügig verbreitet
hat.10 Schnell zeichneten sich zwei Lager ab, Kritiker
und Befürworter; ersteres dominierte allerdings
deutlich, zumindest innerhalb der medialen
Verbreitung. Eine 35-sekündige Provokation löst
eine umfassende Kontroverse aus, auch jenseits
der Politik. In Internetforen überschlagen sich die
Beiträge und Spekulationen. Die Rezeption bleibt
nicht darauf beschränkt, auch viele Unentschlossene
meldeten sich zu Wort, die sich weder dem
einen noch dem anderen Lager zuordneten und
die Veröffentlichung des gesamten Videos abwarten
wollten.

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Veröffentlicht

2021-01-21