Geschichtsvermittlung und Erinnerungslernen nach der Schoah

Autor/innen

  • Siegbert Wolf

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.444

Abstract

»Es ist geschehen,
und folglich kann es weiterhin geschehen:
darin liegt der Kern dessen,
was wir zu sagen haben.«
Primo Levi
I.
Die Schoah, der NS-»Verwaltungsmassenmord«
(Hannah Arendt) am europäischen Judentum,
bleibt »ein epochemachendes Ereignis«, weil sie
»einzigartig ist, neue moralische Forderungen stellt
und die Wahrnehmung der späteren Geschichte
verändert.«3 Die Präzedenzlosigkeit dieses Verbrechens
besteht darin, dass zum ersten Mal ein Nationalstaat
mit sämtlichen ihm zur Verfügung stehenden
Machtmitteln einen Genozid, geplant an
allen Juden und Jüdinnen, aus dem einzigen
Grund beging, weil sie jüdischer Herkunft waren:
»Jedes andere mögliche Ziel der Nazis, einschließlich
des Ziels, den Krieg zu gewinnen« trat »hinter
ihrer Entschlossenheit, die Juden zu ermorden« 4
zurück. Dieser Zivilisationsbruch verlangt nach
anhaltender Erinnerung und historischem Lernen,
damit die Nachfahren, »in Anerkennung der
Tradition, in der sie stehen, dem Tun der Generation[
en] vor ihnen eine Absage [...] erteilen, es
nicht fortsetzen.«5
Wie kann Erinnerungslernen aus historiografischer
Perspektive gestaltet werden? Nicht möglich
ist es, der Schoah einen Sinn abzugewinnen,
allenfalls ist »die Darstellung eines […] Bruches
zwischen der Wirklichkeit der Lager und der gewöhnlichen
Welt« leistbar, »die als solche die
Möglichkeit eröffnet, sich wenigstens der Dimension
der Erfahrung der Überlebenden zu nähern.«6

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Veröffentlicht

2021-01-21