Rezension zu: Martin Buber Werkausgabe Bd. 12 (2017): Schriften zu Philosophie und Religion, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 909 Seiten.
DOI:
https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.462Abstract
Der zwölfte Band der Werkausgabe umfasst Texte
aus den Jahren 1922 –1964, die sich insgesamt mit
dem Verhältnis von Philosophie und Religion auf dem
Hintergrund von Existenzfragen und dem dialogischen
Ansatz Bubers beschäftigen. Religion als Gegenwart
dürfte eine Vorstudie von Ich und Du sein. Grundlegende
Texte sind neben Religion als Gegenwart, Die Religion
als Wirklichkeit, Das Problem des Menschen, Zur
Situation der Philosophie, Bilder von Gut und Böse,
Gottesfinsternis u.a.
Religion als Gegenwart sind acht Vorlesungen, die
zwischen dem 15.1.1922 und 12.3.1922 im Freien Jüdischen
Lehrhaus in Frankfurt a. M. auf Einladung Franz
Rosenzweigs gehalten wurden. Die Vorträge waren
Vorarbeiten zu Ich und Du; Buber und Rosenzweig versuchten
in der deso- laten Lage nach dem Ersten Weltkrieg
dem deutschen Judentum wieder auf die Beine zu
helfen, weil die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft immer
mehr mit Ressentiments auf die jüdische Bevölkerung
reagierte und der Antisemitismus immer gewalttätiger
wurde (S. 583). Ob Religion Gegenwart sei, die
zur Vergangenheit werden könne, ist die Grundfrage
Bubers. Er charakterisiert in diesen Vorträgen Religion
als unbedingte Wirklichkeit, aus der der Mensch leben
könne (S. 89). Relativierung und Funktionalisierung
von Religion seien der Tod im Topf (S. 91). Religion
ruhe auf dem Fundament einer Seinsbindung (S. 97);
auch das Sittliche könne nicht mit dem Religiösen identifiziert
werden (S. 100). Die Unabhängigkeit des Geistes
spiegele sich in der Unabhängigkeit des Religiösen
(S. 108) – Religion sei gerade kein schlechtsinniges Abhängigkeitsgefühl
(gegen Schleiermacher) (S. 110). Für
Buber gehört das Religiöse, Religion überhaupt, grundsätzlich
in eine Ich-Du-Beziehung hinein (S. 117). Die
Gefahr für jede Religion bestehe darin, sich in Ich-Es-
Beziehungen zu verlieren. Religion brauche das Gegenübertreten
zu einem DU [...]