Rezension zu: Perel, Sally (1992/2016): Ich war Hitlerjunge Salomon, München: heyne fliegt, 255 Seiten.
DOI:
https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.470Abstract
Sally Perel ist ein in Peine bei Braunschweig geborener,
jüdischer Autor. Mit seinen 95 Jahren leistet er
heute einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur,
da er seine Erfahrungen nicht nur in niedergeschriebener
Form, sondern auch mit Schülerinnen und Schülern
vor Ort teilt, um sich deren Gedanken, Fragen und
vielleicht auch deren Unverständnis zu stellen. Denn
Sally Perels Biografie Ich war Hitlerjunge Salomon unterscheidet
sich von den Geschichten der meisten anderen
Holocaust-Überlebenden: Er erzählt nicht von
Konzentrationslagern oder seinen jüdischen Mitgefangenen,
sondern von Josef (Jupp) Perjell, seiner neuen
und falschen Identität, die ihn schützte und ihm das
Überleben ermöglichte. Getarnt als Hitlerjunge erlebte
Perel die Zeit des Nationalsozialismus unter den Feinden
seiner Glaubensgenossen. Erst nach mehr als 40 Jahren
überwand er sich, seine Geschichte niederzuschreiben,
»denn im Lauf der Zeit begriff [er], dass das Trauma,
das [er] zu verdrängen suchte, sich nicht länger verdrängen
ließ« (S. 8).
Perel erklärt im Vorwort, was ihn doch dazu bewegte,
seine Geschichte preiszugeben und weshalb er sie
so viele Jahre lang für sich behielt. Das Gefühl, sich nicht
auf dieselbe Stufe mit den anderen Überlebenden stellen
zu können, hinderte ihn daran seine Geschichte zu
erzählen, denn während sie »an die Grenzen dessen gegangen
[sind], was ein Mensch ertragen kann […].