»Mit Ihnen und dem Judentum […] im Glauben verbunden«. Über den Briefwechsel und weitere Kontakte zwischen Martin Buber und Ernst Michel | Teil 2

Autor/innen

  • Christoph Michel

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01.515

Abstract

Eine für Ernst Michel wichtige Brücke zu Martin
Buber war der gemeinsame, in die 1920er
Jahre zurückreichende freundschaftliche Kontakt
zu dem Zürcher Psychotherapeuten Hans Trüb,
der Michels Entschluss, sich ab 1938 in Berlin am
Deutschen Reichsinstitut für Psychologische Forschung
und Psychotherapie und an der Charité
ausbilden zu lassen und 1940 eine Praxis als »Behandelnder
Psychologe« zu eröffnen, unterstützte
und seinen beruflichen Neubeginn begleitete.48
In der am 15.7.1946 wiederaufgenommenen
brieflichen Verbindung mit Buber erwähnt Michel
Trübs Rolle als Vermittler von Nachrichten
über Buber während der Kriegsjahre:
»Lieber Herr Buber,
ich will Ihnen vorerst nur ein Lebenszeichen
geben, das freilich nicht für alle meine Lieben
gilt: denn mein Sohn Wolfgang fiel 1944 und
meine liebe Frau ist im März dieses Jahres nach
einer Operation an Körperschwäche gestorben.
49 Da auch unsere Wohnung mit allem
1944 verbrannte, wohne ich jetzt in einem
möblierten Zimmer, aber in der Nähe meiner
Tochter mit den zwei Enkeln, die für mich
sorgt, zumal ihr Mann noch in russischer Kriegsgefangenschaft
ist. Es ging und geht mir körperlich
nicht gut: Abmagerung und Schwächeanfälle.
Ich habe mich als behandelnder
Psychologe (nach zwei Jahren Berlin) seit 1940
durchgeschlagen und bin jetzt wieder Honorarprofessor
an der hiesigen Uni, habe einen
Ruf nach Hamburg 50 abgelehnt. Ich hörte von
Ihnen durch Trübs. Bitte, grüßen Sie herzlichst
Ihre l. Frau und auch Dr. Spitzer. 51 Darf ich
Sie um eine Antwort bitten? Und um Ihre
Schriften, die seither erschienen sind? Ihre
Bücher habe ich unter den wenigen aus dem
Brand gerettet. Von mir erscheint bei Lambert
Schneider, Heidelberg ›Der Partner Gottes.
Weisungen zum christlichen Selbstverständnis‹
«.52
Noch bevor Buber auf Michels Bericht antwortete,
erwähnt er ihn in einem seiner umfangreichen
und in dichter Folge an Trüb geschickten
Briefe 53 am 9.9.1946:
»Lieber Hans ?
Ich kann jetzt nicht, wie ich gern möchte, Dir
und Ernst Michel ausführlich schreiben, da
ich innerlich und äußerlich übermäßig beansprucht,
dazu physisch nicht ganz obenauf
bin. […].«
Doch nur wenige Tage später, am 13.9.1946,
beantwortet er Michels Brief vom 15.7. und
nimmt dadurch seinerseits die Verbindung wieder
auf:
»Lieber Herr Michel ?
Mit herzlichster Anteilnahme haben wir Ihre
Mitteilungen gelesen. Wie sehr ist uns beiden
Ihre liebe Frau noch gegenwärtig! Oft und vom
Grunde des Herzens aus, wo die nicht welkenden
Erinnerungen daheim sind, haben wir
Ihrer gedacht. Es tut wohl, dran denken zu
dürfen, daß Sie da sind, wirken und schaffen.
Was Sie von Lambert Schneider schreiben, hat
mich recht interessiert;

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Veröffentlicht

2021-01-22