Nr. 01 (2019): Israel: Heiliges Land - für wen?!
Israel – Land der Träume seit Jahrtausenden. Land der Sehnsucht für so viele Jüdinnen und Juden seit biblischen Zeiten; aber auch Heimat für Christinnen und Christen seit der Entstehung des Christentums, für Musliminnen und Muslime seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. Wer kennt nicht das berühmte Lied des Psalmsängers: »An den Flüssen von Babylon / saßen wir und weinten, / wenn wir an Zion dachten.« (Ps 137)
Die Sehnsucht nach dem Gelobten Land wurde in Zeiten der Verfolgung zur realen Notwendigkeit, ein Land zu finden, in dem Juden in Sicherheit und als freie Bürger leben können. In der zionistischen Bewegung bekam diese Vision seit Theodor Herzl eine politische Gestalt. Doch erst nach dem Schrecken der Schoah konnte 1948 aus den Träumen, Sehnsüchten und Visionen Wirklichkeit werden. Israel – das Heilige Land für Jüdinnen und Juden. Doch auch für das Christentum und den Islam hat das Land Israel – und in besonderem Maße die Stadt Jerusalem – eine zentrale religiöse Bedeutung. Die Stadt des letzten Wirkens, des Todes und der Auferstehung Jesu Christi, die Stadt der Himmelfahrt des Propheten Muhammad – kann diese Stadt, kann das Land Israel für die drei großen Weltreligionen je zum Realsymbol des friedlichen Zusammenlebens, der gegenseitigen Verständigung und der Versöhnung werden?
Die politischen, sozialen und ökonomischen Realitäten scheinen derzeit dagegen zu sprechen. Die Fronten sind verhärtet, und es scheint, dass sie sich immer weiter verhärten. Aus diesem Grunde hat die Schriftleitung der Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext entschieden, nicht die politischen Fragen in den Mittelpunkt dieser Ausgabe zu stellen, sondern die Fragen der religiösen und theologischen Bedeutung des Lan- des sowie die Suche nach religiös motivierten Initiativen, die den Versuch unternehmen, das Zusammenleben der drei Religionen wenigstens im Kleinen zu verbessern, in der direkten Begegnung von Mensch zu Mensch, in der Bemühung um gegenseitiges Verstehen und wechselseitigen Respekt. Auch hier rücken wir die Stadt Jerusalem noch einmal in den Fokus – als Brennpunkt vielgestaltigen religiösen Zusammenlebens.