Rezension zu: Georg Fischer (2018): Genesis 1-11 Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament Freiburg, Herder Verlag, 752 Seiten.

Autor/innen

  • Wilhelm Schwendemann

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01.526

Abstract

Georg Fischer hat mit seinem Kommentar zu Genesis
1-11 einen schnörkellosen und klaren Kommentar
geschrieben, der für Nutzer_innen sehr gut verständlich
und nachvollziehbar ist. Immer wieder greift
er auf jüdische Kommentare (zum Beispiel Raschi, Jacob),
protestantische (zum Beispiel Westermann, Zimmerli,
von Rad, Ebach, Gertz, sogar Martin Luther) oder
katholische (zum Beispiel Ruppert) zurück und referiert
immer wieder klassische Werke bzw. hebräische und
griechische Quellen zur Genesis. Im Literaturverzeichnis
sind die jüngsten Werke der letzten 20 Jahre Genesisdiskurs
mitaufgenommen.
Die Genesis bzw. Bereschit zu kommentieren, stellt
ein Mammutunternehmen und eine besondere Herausforderung
dar, weil Lesen in eine andere Welt einzutreten
bedeutet (S. 33). Die Erzählweisen der Genesis,
so der Autor, seien fremd und provozierend (zum Beispiel
Gen 22) und in sich multiperspektivisch (S. 34).
Das Buch will »Wort Gottes« sein und lege »mutig
Zeugnis ab für diesen Glauben an JHWH…« (S. 35).
Fischer sieht im ersten Buch der Bibel so etwas wie
einen Urknall, »weil sie in vergleichbarer Weise einen
Anfang darstellt und zugleich voraussetzt, dass davor
schon etwas war« (S. 35). Die Genesis zu lesen und zu
verstehen sei die Voraussetzung für die Lektüre der ganzen
Torah, ja sogar der Bibel (S. 36), weil die Texte nicht
historische Beschreibungen seien, sondern existenzielle
Erfahrungen von Menschen wiedergeben und Orientierung
stifteten (S. 37). Die Erzählungen der Genesis
seien so, dass sie »grundlegende Zusammenhänge und
die Bedeutung menschlichen Daseins erhellen wollen«
(S. 39).
Der Kommentar diskutiert zuerst die Eigenart der
Genesis, auch auf dem Hintergrund altorientalischer
Literatur, die Überlieferung des Genesis-Textes, die
Gliederung und Entwicklung, die Inhalte und Themen,
die Hauptfiguren und Zeitstruktur, und ab S. 114 folgt
dann der eigentliche Kommentar. Die Kommentierung
gibt zuerst einen Überblick über Literatur, dann erfolgt
eine Übersetzung des jeweiligen Textabschnittes, dann
werden Auffälligkeiten im hebräischen Text benannt und
analysiert; erst dann wird eine präzise Auslegung vorgelegt,
mit dem Versuch, eine Bedeutung auszusagen.
Die Lektüre der Genesis erfordert vom Lesenden
Mitarbeit (S. 42) und Nachsinnen; letztlich könne die
Lektüre nur mit Gottes Hilfe gelingen (vgl. Ps 124,1-2)
(S. 43), was die Richtung der Lektüre angeht. Die Reihe
bedeutender Exeget_innen zur Genesis wird mit
Benno Jacob (1934/2000) eröffnet, geht zu Walther
Zimmerli (1943), Umberto Cassuto (1944), zu Gerhard
von Rad (1949), zu Claus Westermann (1974), zu Gordon
J. Wenham (1987), zu Nahum M. Sarna (1989), zu
Victor P. Hamilton (1990), zu Lothar Ruppert (1992),
zu Kenneth A. Matthews (1996), Horst Seebass (1996),
zu Thomas L. Brodie (2001), zu Bruce K. Waltke/
Cathi J. Fredricks (2001), zu André Wénin (2007), zu
James McKeown (2008), zu Andreas Schürle (2009)
und endet mit Frederico Giuntoli (2013); jeder Kommentar
wird gewürdigt und die Spezifika werden herausgearbeitet,
sodass die Vielfalt der Zugänge zum biblischen
Text deutlich hervortreten (S. 51).

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Veröffentlicht

2021-01-22

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