Rezension zu: Baumert, Norbert (2009): Der Weg des Trauens Übersetzung und Auslegung des Briefes an die Galater und des Briefes an die Philipper Würzburg: Echter, 501 Seiten.
DOI:
https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i03.551Abstract
Die theologische Grundlinie des Galaterbriefes ist
der Weg des Trauens, inklusive des ganzen begrifflichen
Wortfeldes wie »zutrauen«, »sich anvertrauen«, »sich
trauen« usw. Der Weg des Trauens sei, so Baumert, der
von Paulus präferierte Modus der Gottesbeziehung (S.
119). Der Weg des Trauens hat mit der freien ungeschuldeten
Liebe Gottes zu seinem Volk zu tun (S. 121).
Gott wendet sich zuerst dem Menschen zu, sodass dieser befähigt wird, den
Weg des Trauens mitzugehen.
Wer den Weg
geht, wird frei – die Befreiung
geschieht im
Glauben an Christus und
eröffnet die Möglichkeit
einer menschlichen Antwort
(S. 122): »Wann
immer Gott einen Menschen
gerecht macht, tut
er es in der Weise des
Trauens. Dies aber ist ein Lebensprozess, ein Weg, der
zu immer tieferem Trauen führt und ein Wachsen der
Gabe des Geistes bedeutet.« (S. 125) Der Mensch soll
mit Liebe auf Gott vertrauen, weil das Trauen auf Gott
nicht ohne Liebe möglich ist (S. 127) – die Befähi-gung
zur Liebe ist deswegen möglich, weil Gott zuerst liebt
und so auf die Menschen zugeht (S. 133).
Der Zentralbegriff pistis im Galaterbrief wird von
Baumert konsequent im dritten Buch der Reihe Paulus
neu gelesen mit TRAUEN übersetzt. In der Einleitung
werden die üblichen Einleitungsfragen gestellt (Adressat_
innen, geografische Region, zeitliche Einordnung
des Briefes, Gegnerschaft).
Die Kernthese Baumerts lautet: »Sünder werden
gerecht-gemacht ›aus Trauen (Jesu Christi)‹, nicht aus
einem ›Werke-Gesetz‹ (vgl. Gal 2, 16) (S. 12).« Paulus
muss mit Gegnern zurechtkommen, die das Evangelium
verdrehen, aus einem christlichen Hintergrund
letztlich das Evangelium nicht verstanden haben und
es in eine beengende Ritualpraxis zurückführen wollten.
Für Paulus gilt: Die Heiden, die nicht das Bundeszeichen
Israels haben, kommen durch andere Zeichen
in den neuen Bund hinein (S. 39); der gemeinsame Referenzpunkt
zwischen Juden- und Heidenchristen ist
die Rechtfertigung in Christus (S. 39f). Das Werk-Gesetz
ist für die Heidenchristen kein Heilsweg (S. 46),
aber trotzdem für die andere Seite wichtig und wesentlich.
Das Gesetz kann auch im jüdischen Glauben keine
Sünden vergeben und nur aus dem Trauen auf Gott
heraus ist es möglich, das »Gesetz« zu erfüllen: »Im
Trauen geschieht persönliche Annahme und Begegnung
du somit auch Vergebung.« (S. 47) Die heidenchristliche
Gegnerschaft usurpierte jüdische Elemente
und verdreht sie (S. 54) – beide Wege, Gottes Gesetz
und Gottes Trauen, müssen komplementär verstanden
werden, aber nur auf dem Weg des Trauens schenkt
Gott Vergebung und Geist (S. 57) – Gerechtmachung
ist die Sündenvergebung (Gal 3, 6-14): »… gerecht gemacht
wird ein Sünder aus Gottes Trauen sowie seiner
eigenen trauenden Antwort.« (S. 65) Paulus’ Gegner
verraten den Weg des Trauens, und dieser Verrat wird
zur Fehlhaltung (S. 91): »Nicht ›Gesetzesfreiheit‹ ist
der Weg zum Heil, sondern der Vollzug des Trauens
und der Weg des Trauens ist der Weg zur Vergebung,
das nicht durch eine Forderung nach Beschneidung der
Heidenchristen verdrängt oder gar ersetzt werden
darf!« (S. 107)