Martin Buber und die »Araberfrage«

Autor/innen

  • Dominique Bourel

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.564

Abstract

Wir wissen, wie reich das Wirken und das Leben
Martin Bubers war: Philosophie, Chassidismus,
Bibelübersetzung, Zionismus, Reli gions geschichte,
Soziologie, also viele Disziplinen! Er hat
an mehr Fronten gekämpft. Mitten in der fast unübersichtlichen
Bibliothek über Martin Buber ist
es klar, dass seine Beziehung zu verschiedenen
Arten des Zionismus noch Ergänzungen braucht.
Außer den bekannten Biografien Bubers 2 ist der
von dem Mentor der Buberforschung, Paul Mendes-
Flohr, herausgegebene Sammelband Martin
Buber: Ein Land und zwei Völker. Zur jüdischarabischen
Frage sehr wichtig geworden.3 Auch
die Arbeiten über die Geschichte des deutschen
Zionismus 4 und über Brith Schalom haben entscheidende
Fortschritte gemacht.
Paradoxerweise bestehen noch Lücken im Blick
auf seine Aktivitäten in dieser Hinsicht vor Ort in
Palästina-Israel. Auch seine Welt, Arthur Ruppin,
Gershom Scholem, Judah Magnes, Shai Agnon,
die Familie Weltsch, Ernst Simon, Shmuel Hugo
Bergmann, Heinrich Loewe und Kurt Blumenfeld
kennen wir besser. Es müssen unbedingt – was
selbstverständlich hier nicht geschehen kann –
verschiedene Perioden in Betracht gezogen werden:
von den Anfängen der Kolonisation (ca. 1881)
bis zum ersten Zionistischen Kongress (1897),
dann bis zur Balfour-Deklaration (1917), den englischen
Mandaten (1922 –1948) und der Entstehung
des neuen Staates (nach Schoah und Krieg)
bis zum Tode Martin Bubers (1965).
Besonders schwierig sind die Dokumente der
arabischen Seite über seine Kontakte ausfindig zu
machen. Bleibt die besorgniserregende Tatsache,
dass heute weniger als 5% Israelis der arabischen
Sprache mächtig sind, obwohl Buber explizit die
Entwicklung von Arabischkursen im gesamten
Land gefordert hat. Leider besteht nach wie vor
der jüdisch-arabische Konflikt im Land!
Man weiß, dass Buber sehr früh im Zionismus
tätig war – ab 1898 als Student in Leipzig 5 – und
dass er mit Theodor Herzl in Verbindung stand.
Sehr früh wollte er einen nicht-chauvinistischen
Zionismus entwickeln, in den Spuren des Denkens
von Ahad Ha-Am und anderen. An Moritz
Goldstein schrieb er: »Ja auch ich habe den ›Nationalismus
überwunden‹, aber wahrlich nicht zu
Gunsten der Staatsidee. Eine Nation kann in dieser
Stunde der Menschengeschichte nur noch relatives
Ideal sein: insofern als sie der Geburt der
neuen Humanität dienstbar ist. Aber nicht anders
verhält es sich mit dem Staat; ja für ihn gilt es
noch viel prägnanter und exklusiver. Ich kann das
hier nur andeuten.«

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Veröffentlicht

2021-01-22