Ein Schüler wird zum Lehrer und bleibt aber Schüler: Jesus und das Auftreten des Täufers. Eine Auslegung von Mt 3
DOI:
https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.573Abstract
2 Einleitung
Dieser Abschnitt aus dem Matthäusevangelium2
akzentuiert ein Lehrer-Schüler-Verhältnis,
das den Bibellesenden von jeher die Aufgabe gestellt
hat, jüdische und christliche Tradition wahrzunehmen,
zu unterscheiden, aber auch aufeinander
zu beziehen und in eine umkehrende, an der
Torah sich ausrichtende Solidarpraxis umzusetzen. Diese Lernaufgabe stellt sich im christlichjüdischen
Dialog nach der Shoah dringendst.3 In
diesem Sinn wird Jesus als Schüler des Johannes
charakterisiert 4, beide sind in einem spezifischen
Sinn auch Lehrende und bleiben Schüler der Lebensweisungen
des EWIGEN. Die Worte, die der
Taufe Jesu im Text vorausliegen, nämlich die Ankündigung
des Gerichts durch Johannes den Täufer
5, dienten in der Geschichte des Christentums
oft dazu, das pharisäisch-rabbinische Judentum
zur Zeit Jesu zu verunglimpfen oder kleinzureden.
6 Von Johannes, der in der Wüste lebt, sich
von wilden Heuschrecken und Honig ernährt 7
und wie ein Wilder 8 aussieht in seinem Kamelhaarmantel
wollen wir nichts wissen und von seiner
Strafpredigt wenden wir uns gern ab.
Insgesamt wurde das Kapitel drei als Abgrenzungstext
zum Judentum verstanden.9 Aber der
christliche Glauben wird m.E. verraten, wenn der
Text als Abgrenzung zum jüdischen Glauben verstanden
wird, denn er ist in sich mehrperspektivisch
aufgebaut.