Begegnungen im schweigenden Bund mit dem ewigen Du. Impulse für die Begegnung zwischen Judentum und Christentum aus der Sprachphilosophie Martin Bubers und der Sprachpraxis Janusz Korczaks

Autor/innen

  • Sebastian G. Kirschner

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.577

Abstract

1 Einleitung
»Wir reden mit ihm [dem ewigen Du] nur,
wenn es in uns nicht mehr redet.« 2
»Das Wort ist ein Bundesgenosse,
kein Stellvertreter.« 3
Zwischen diesen Zitaten spannen sich die Pole,
die im Folgenden anhand eines Gesprächs 4 zwischen
den jüdischen Denkern Martin Buber und
Janusz Korczak herausgearbeitet werden sollen.
Die Sprachphilosophie von Bubers Ich und Du
soll mit der Sprachpraxis von Korczaks Wie man
ein Kind lieben soll in einen Diskurs gebracht
werden.
Die leitende Frage lautet dabei, inwiefern Sprache
von ihrer philosophischen und pädagogischen
Seite für eine Begegnung zwischen Judentum und
Christentum fruchtbar gemacht werden kann und
ob sich damit Perspektiven ergeben, die beide Religionen
sowohl in ihrer Eigenart ohne Hierarchisierungen
ernst nimmt als auch die gemeinsame
Heilsperspektive nicht aus dem Blick verliert.
2 Zur Bedeutung von Sprache
in Martin Bubers Ich und Du 5
2.1 Zum Sitz der Sprache
im Leben des Menschen
In Bubers Hauptwerk Ich und Du baut sich die
»Welt der Beziehung« in drei »Sphären« auf, dem
»Leben mit der Natur«, dem »Leben mit den Menschen
« und dem »Leben mit den geistigen Wesenheiten
« (6 u. 97). Die Grenze zwischen diesen
Bereichen zieht die klanghafte Sprache.
Die erste Sphäre, die Kommunikation mit den
Kreaturen, ist noch vorsprachlich. Es gibt zwar
eine Interaktion, aber keine Innerlichkeit (vgl. 6).
Die genuine Sphäre der Sprache ist die zweite, die
Interaktion der Menschen untereinander. Hier
kann das gesprochene ›Du‹ auf eine äquivalente
Antwort treffen und sich dadurch wirkliche Beziehung
ereignen (vgl. 6). Mit der dritten Sphäre
tritt der Mensch in einen sprachlosen, bzw. übersprachlichen
Bereich ein. Durch Offenbarung
kann der Mensch von den geistigen Wesenheiten
»angerufen« werden und sich »bildend, denkend,
handelnd« dazu verhalten. Hier geschieht die Kom -
munikation »mit [dem] Wesen« und nicht mehr
mit dem Mund (vgl. 6). Allen Sphären ist gemeinsam,
dass sie »den Saum des ewigen Du« (7 u. 97)
erreichen, wenn sie sich von jedem materialistischen
›Ich-Es‹6-Zusammenhang befreien. Alle können
sie zur »Pforte in die Präsenz des Wortes«
(98) werden.

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Veröffentlicht

2021-01-22

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