»Mit Ihnen und dem Judentum […] im Glauben verbunden.« Über den Briefwechsel und weitere Kontakte zwischen Martin Buber und Ernst Michel | Teil 1

Autor/innen

  • Christoph Michel

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.578

Abstract

Auf den 11.– 14. Juni 1919, kurz nach Pfingsten,
lud Martin Buber eine Anzahl »von Leuten
[…], die mit der Erneuerung des Erziehungswesens
in Deutschland Ernst machen wollen«, zu
einer Zusammenkunft an seinen damaligen Wohnort
Heppenheim a. d. Bergstraße ein.2 Dem mit
ihm befreundeten schlesischen Schriftsteller Hermann
Stehr schrieb er am 21. April zur Organisation
der Zusammenkunft:
»Da auch Regierungsmitglieder dabei sind, ist
anzunehmen, daß die Beschlüsse der Tagung bald
verwirklicht werden können. Da es sich um wirkliche
Verständigung und Arbeitsbeginn handelt,
ist die Veranstaltung nichtöffentlich und mehr in
der Form des Gesprächs als der Versammlungsdiskussion
gedacht. Immerhin soll die Aussprache
über die einzelnen Einrichtungen – die bestehenden
und die zu schaffenden – durch kurze Darlegungen
eingeleitet werden; nicht von Fachleuten
im üblichen Sinn, sondern von solchen, die Wesentliches
zu diesen Dingen zu sagen haben.« 3 Er,
Buber, selbst, habe »das Referat über die Volkshochschule,
d. h. nicht die gegenwärtige, sondern
eine wirkliche, übernommen.«
Dreißig Jahre später, in einem Brief an Louis
Finkelstein (Jerusalem, 27.7.1949), stellt Buber
die Tagung in den größeren Zusammenhang seiner
jahrzehntelangen Bemühungen um die Erwachsenenbildung,
die er »in ihrer ›intensiven‹ Ausprägung
für eine zentrale Aufgabe unserer Zeit, und
ganz besonders im Judentum« gehalten habe und
noch halte. »1919 habe ich bei der geschlossenen
Tagung ›Zur Erneuerung der Erziehung‹, die in
Heppenheim stattfand und bei der viele Deutsche
anwesend waren, die später den Geisteskampf gegen
die Hitlerei zu führen versucht haben, den
Hauptvortrag über diesen Gegenstand gehalten.
« 4
Bubers vermutlich briefliche Einladung an Ernst
Michel (geb. 1889) zur Teilnahme an der Heppenheimer
Tagung, und damit das erste Dokument
des fast 45 Jahre währenden, sehr bald freundschaftlichen
und vielfältigen Kontaktes, ist nicht
überliefert.5 In Michels schon mit dem Jahr 1917
abbrechender autobiographischer Skizze6 ist von
Buber noch nicht die Rede.

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Veröffentlicht

2021-01-22