Rezension zu: Buber, Martin (2017): Vorlesungen über Judentum und Christentum, Werkausgabe, Band 5 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 448 Seiten.

Autor/innen

  • Wilhelm Schwendemann

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.580

Abstract

Orr Scharf hat grundlegende Texte aus dem Werk
Martin Bubers zum jüdisch-christlichen Dialog im vorliegenden
Band der Martin-Buber-Werkausgabe zusammengestellt.
Die berühmte Schrift Bubers Zwei Glaubensweisen
(1950; MBW 9) fußt auf den 1933/1934
von Buber am Jüdischen Lehrhaus in Frankfurt a. M.
gehaltenen Vorträgen bzw. Vorlesungen über Judentum
und Christentum. Diese liegen nun in kürzerer und längerer
Fassung bzw. in Mitschriften vor.
Zentrale Begriffe wie Glauben, Erlösung, Messianismus
werden von Buber in Bezug auf beide Glaubensgemeinschaften
diskutiert, Gemeinsamkeiten und vor
allem Unterschiede herausgearbeitet. Buber wehrt sich
vehement gegen ein sich imperial gebendes und verstehendes Christentum, das zentrale Glaubenslehren des
biblisch-antiken Judentums für sich reklamiert und das
zugleich auch die jahrhundertealte Trennlinie zwischen
Synagoge und Ekklesia scharf markiert (S. 11).
Der christlichen »Enterbungstheologie« gilt Bubers
massive Kritik, die er aber nicht in »apologetischer Haltung
« kritisiert, sondern in der präzisen Herausarbeitung
der Grundlinien des biblischen Christentums in
den synoptischen Evangelien und des biblischen Judentums.
Die gemeinsamen Ursprünge dieser biblischen
Grundlinien zwischen Judentum und Christentum
seien das zentrale Glaubensanliegen, das sowohl durch
ägyptische, gnostische und auch hellenistische Einflüsse
gestört würde. Emuna (Glaube) sei, so Buber in
der ersten Vorlesungsreihe über »Glauben«, nicht vergleichbar
mit dem hellenistisch-griechischen Begriff Pistis,
das im Deutschen ebenfalls mit Glauben wiedergegeben
werde. Die jüdische Glaubensauffassung sei
auch von den synoptischen Evangelien aufgenommen,
dagegen sei die griechisch-hellenistische Fassung eher
im Johannesevangelium und in den Paulusbriefen zu
finden.

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Veröffentlicht

2021-01-22

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