Rezension zu: Baumert, Norbert (2012): Paulus neu gelesen: Christus – Hochform von >Gesetz<: Übersetzung und Auslegung des Römerbriefes, Echter Verlag, Würzburg, 463 Seiten.
DOI:
https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.591Abstract
Norbert Baumert hat mit seinem Römerbrief-Kommentar
Christus – Hochform von ›Gesetz‹ eine fulminante
Übersetzung und Auslegung vorgelegt. Baumert
betont, dass das Griechische bei Paulus nur von seiner
hebräisch-jüdischen Denkweise und Wurzel her zu verstehen
sei (5), Paulus also nicht vom Diasporajudentum
seiner Zeit abgelöst werden dürfe. Der Kommentar folgt
dem Aufriss des Römerbriefes. Am Ende stehen Exkurse
zu einzelnen Begriffen wie z.B. Christos kata sarka –
kata pneuma, zu einzelnen Themen wie Homosexualität (1, 27) oder Satzkonstruktionen wie 9, 22f; danach
folgen eine Arbeitsübersetzung im Ganzen und ein
Schlusswort, wie der Römerbrief gelesen werden soll.
Paulus reflektiere, erkläre und verteidige sein Evangelium,
sodass nach Baumert mit dem in Korinth verfassten
Römerbrief (15,25f) eine theologische Konzeption
vorläge (11) und somit die römische Gemeinde stellvertretend
für die Christusgläubigen stünde. Paulus verstehe
seinen Auftrag einerseits an Christus gebunden und
in seinen Dienst genommen und andererseits als Auftrag
an alle Völker, denen er es schuldig sei, das Evangelium
zu erklären (13). Paulus sieht in Christus die Erfüllung
der Verheißung an Israel (14), die aber grundsätzlich
eine »Botschaft von einem Trauen« darstelle (15). Gott
komme uns Menschen in Christus mit Trauen entgegen
und wolle so unser eigenen Trauen hervorlocken, was
eine Wechselbeziehung zwischen Gott und Menschen
evoziere, in der Gott die Initiative ergreife (16): »Gott
kommt durch Mose mit ›Gesetz‹ auf die Menschen zu
und in Christus mit ›Trauen‹ (wie schon auf Abraham).
Beide Prinzipien gehören zusammen, bedingen einander
und ergänzen sich.« (16) Christus sei für uns gestorben
und auferstanden in eine pneumatische Existenz,
zu der er alle Menschen führen wolle, wenn sie sich auf
Christus einließen (17). Paulus bezieht sein Evangelium
auf Christusgläubige aus Juden und aus den Völkern
(18). Das Evangelium als eine Kraft des Trauens
gebe keinen Anlass, sich zu schämen, denn Gott komme
auf die Menschen zu, sodass Menschen auf Gott
trauen können. Aus Gottes Trauen werde des Menschen
Trauen angestoßen (21).
Paulus verlagert also sein Evangelium auf eine Beziehungsgeschichte
zwischen Gott und Mensch, in der
eben der Zorn Gottes sogleich eine göttliche Antwort
auf des Menschen Bosheit sei, aber auch gleichzeitig
dem Menschen einen Weg der Umkehr eröffne. Im 12.
Kap. des Römerbriefes kommt Paulus zu den Maßstäben
des neuen Lebens, zu denen sich die gläubigen Menschen
entscheiden müssten.