Kein Gespräch, nirgends. Martin Bubers Erzählung: Die Mutter

Autor/innen

  • Brigitte Boothe

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i02-03.473

Abstract

»Eine Geschichte… soll man so erzählen,
dass sie selber Hilfe sei.« (Martin Buber)
Martin Bubers Erzählung Die Mutter ist die
Geschichte des Verlustes von Heimat, Sprache
und Beziehung. Es kommt zur Substitution der
auf immer zerstörten Kindheitsheimat. Eine
Schlüsselszene schildert in lakonischer Bündigkeit,
wie das Kind überwältigt wird von der Gewissheit,
die Mutter auf immer verloren zu haben.
Das weitere Leben des Kindes und Jugendlichen
steht im dunklen Bann dieses Schicksalsspruchs.
Sodann gestaltet die Erzählung eine Transformation.
Was im menschlichen Leben Begegnung
heißt, wurde im Ich als tief verändernde Erfahrung
wirksam. Es geht nicht mehr um die private Person
Martin Buber; vielmehr schafft die transformative
Bewegung einen menschheitlichen Bezug.
Die Herausforderungen des Umgangs mit Verlust
und Neuorientierung werden gemeistert durch
Verwandlung des radikalen Mangels in geistige
Fülle.
Das Leben als Schauplatz
Leben ist Biologie, und Leben ist biografische
Existenz. Man fristet Lebenszeit, und man führt ein
Leben. Menschliche Individuen bedienen sich
eines sprachlichen Informationssystems, und sie
erschaffen sich selbst im Medium der Sprache als
Erzähler von Geschichten. Die Welt ist dem Erzählenden
nicht alles, was der Fall ist, sondern das
Gegebene verwandelt sich zum Schauplatz von
Glück und Leid.

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Veröffentlicht

2021-01-21