Spiritualisierter Jesus oder solidarischer Jesus? Einige kritische Bemerkungen zur Bach-Kantate Ich will den Kreuzstab gerne tragen

Autor/innen

  • Wilhelm Schwendemann

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i02-03.477

Abstract

1 Die Bachkantate – in einem
problematischen christologischen Kontext
Johann Sebastian Bach (1685 –1750) gehört
zu den bekanntesten protestantischen Kirchenmusikern,
und ein Beitrag zu dieser Persönlichkeit
soll in dieser Ausgabe der Zeitschrift für christlichjüdische
Begegnung nicht fehlen.
Johann Sebastian Bach versuchte die Theologie
Luthers, vor allem seine reformatorische Erkenntnis
der Rechtfertigung des Sünders in Musik umzusetzen,
d.h. seine Musik ist der Versuch, Bibeltexte
zu interpretieren. Martin Luthers reformatorisches
Verständnis setzt an der Gerechtigkeit
Gottes als Gabe an, d.h. Gottes Gerechtigkeit ist zuallererst
das Werk, das Gott in uns tut und gleichzeitig
der Raum, der uns geschenkt wird.3 Theologie
muss nach Luther immer einen Textbezug,
eine kerygmatische und eine transzendierende,
d.h. auf Gott hinweisende Dimension haben, und
die Bibelauslegung soll »zum Gelingen und Misslingen
des Lebens vor Gott beitragen« 4. »Eine
exegetische Aussage wird also zu einer theologischen
Aussage, wenn sie eine ästhetische, kerygmatische,
existenzielle und kanonische Dimension
hat und dabei in allen Dimensionen Kritik ermöglicht.
«5
Für Johann Sebastian Bach waren vor allem
die kerygmatische und die existenzielle Dimension
der Bibelauslegung entscheidend, was er von
Luther übernimmt. Gleichwohl übernimmt er das
Solus Christus, das bei Luther exklusiv und auch
antijüdisch verstanden worden ist und worin sich
die Kritik an Luthers antijüdischen bis hin antisemitischen
Aussagen entzündet.

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Veröffentlicht

2021-01-21