Amira Gezow – Zeitzeugin des Holocaust Unterrichtsentwurf in drei Doppelstunden

Autor/innen

  • Dorothee Völkner

DOI:

https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.567

Abstract

5 Didaktische Gesichtspunkte
1 Biografieorientierung: SuS lernen historische
Ereignisse in der Auswirkung auf reale Menschen
kennen, denen sie »begegnen« und die
sie auf ihrem Lebensweg »begleiten«: Amira
Gezow, Magda Goldner, Mordechai Papirblat
und andere.
2 Historische, persönlichkeitsorientierte und ethische
Bildung: Die angebotenen Arbeitsaufträge
ermöglichen neben dem Erwerb historischer
Kenntnisse (Nationalsozialismus, Holocaust)
Lernprozesse, die der Persönlichkeitsund
der ethischen Bildung dienen (persönliche
Betroffenheit, Perspektivenübernahme, Empathie,
Solidarität mit den Opfern, Bezüge zum
Leben und Empfinden der SuS im Sinne eigener
Erfahrungsmöglichkeiten).
3 Achtsame und reflektierende Begleitung durch
die Lehrkraft: Auch wenn die SuS weitestgehend
selbständig arbeiten, ist eine sensible und
zur Reflexion animierende Begleitung durch
die Lehrkraft erforderlich.
4 Die zur Verfügung stehenden Ressourcen der
Homepage ermöglichen fachspezifische und
fächerübergreifende Arbeitsformen im regulären
Unterrichtssetting sowie Projektarbeiten,
Arbeitsgemeinschaften, Forschungsvorhaben
usw.
5 Die Arbeitsaufträge unterstützen sowohl den
Erwerb inhaltsbezogener und prozessorientierter
Kompetenzen verschiedener Unterrichtsfächer
als auch die Leitperspektiven »Bildung
für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt«
sowie »Medienbildung« (vgl. Bildungsplan
2016 Baden-Württemberg).
1 Das Leben von Amira Gezow
Amira Gezow ist eine der Überlebenden der
Shoah, die auf www.papierblatt.de ihre Geschichte
erzählt. Das Video zeigt sie im Sessel vor ihrem
Wohnzimmerregal. Eine ältere Dame mit heiterem
Gesichtsausdruck, so wirkt sie auf den ersten
Blick. Und doch ist eine gewisse Schwere zu spüren,
als sie zu erzählen beginnt.
Amira Gezow wurde als Charlotte Siesel in
Coesfeld (Westfalen) geboren. Sie war erst vier Jahre
alt, als Hitler die Macht ergriff. Sie erzählt von
der schrittweisen Ausgrenzung, die ihre Familie
erlebt hat. Zweimal wurde der Familie die gesamte
wirtschaftliche Existenz genommen. Sie mussten
umziehen: von Dortmund nach Mannheim, in
Mannheim aus einer Wohnung ins Ghetto der Innenstadt.
Amira Gezow erlebte Ausgrenzungen
in der Schule und in der Nachbarschaft. Schrittweise
wurde der Besitz der Familie konfisziert. Die
Schwester von Amira Gezow konnte mit einem
Kindertransport nach England ausreisen. Die übrige
Familie wurde im Oktober 1940 zusammen
mit 6.500 Juden aus dem südwestdeutschen Raum
in das französische Lager Gurs deportiert.
Die Schrecken des Lagers stehen Amira Gezow
heute noch vor Augen, vor allem der Hunger.
Insgesamt zwei Jahre verbrachte sie mit ihren
Eltern in den Lagern von Gurs und Rivesaltes, bevor
die Familie 1942 nach Auschwitz deportiert
werden sollte. Die Familie war bereits im Zug nach
Auschwitz, doch vermeintliche Schwestern des
Roten Kreuzes, die sich als Mitarbeiterinnen der
französischen Résistance erwiesen, holten Amira
Gezow aus dem Zug und versteckten sie bei Familien
in Grenoble.

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Veröffentlicht

2021-01-22

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Anregungen für Schule | Gemeinde | Erwachsenenbildung | Bildung