Meditation zu Röm 13,1-7.8-10: Vom Vertrauen und der Toraherfüllung
DOI:
https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.453Abstract
1 Einleitung
Der ausgewählte Abschnitt aus dem Römerbrief
Röm13,1-7.8-10 gehört in den vierten Hauptteil
des Römerbriefs und dieser lässt sich unter die
Überschrift Ermutigung fassen. Insgesamt geht es
in den Kapiteln 12 und 13 um das angemessene
und selbstreflexive Verhalten und Auftreten der
Christinnen und Christen im Privaten, in der Gemeinde,
in der Öffentlichkeit, im römischen Staatsgebilde.
In der protestantischen Tradition sind seit Martin
Luther die Verse 1-7 in Kapitel 13 heftig umstritten
und die Verse 8-10 etwas verloren gegangen;
nach dem Zweiten Weltkrieg wurden der
Missbrauch und die Instrumentalisierung dieser
Verse (V 1-7) durch die jeweiligen Machthaber
deutlich (zum Beispiel deutsches Kaiserreich; Nationalsozialismus).
4 Aus diesem Abschnitt lässt
sich je nach politischer Perspektive ein staatskritisches
oder auch ein staatstragendes Verständnis
des Verhältnisses Staat – Kirche ableiten. Für ihre
politische Ideologie nahmen auch die Deutschen
Christen im Nationalsozialismus Röm 13 in Anspruch,
was dann antisemitisch und menschenfeindlich
aufgeladen wurde.5
Grundsätzlich bleibt jedoch – auch für heutige
Lesende – aus Röm 12,16-19 die Aufforderung,
die auch für Röm 13 noch gilt: »Werdet nicht eingebildet
und selbstgerecht, indem ihr niemandem
Böses mit Bösem vergeltet, auf Gutes bedacht
seid vor den Menschen, soweit es an euch liegt
nach Möglichkeit, mit allen Menschen Frieden
haltet, ohne euch selbst zu rächen, Geliebte!«
Das ist auf jeden Fall, nach den Erfahrungen in
Korinth, von Paulus antienthusiastisch gemeint
und zielt auf eine grundsätzliche Änderung des Alltagsverhaltens von Christen und Christinnen.
Der Kontext und die Rahmung der Perikope durch
12,1 und 13,14 definiert den Zugang zu Röm
13,8-10, sodass sowohl Röm 13,1-7 als auch Röm
13,8-14 in einem interpretatorischen Gefälle zueinander
und zu Röm 12 stehen.