Kornelis Heiko Miskotte: Das Wesen der Jüdischen Religion
DOI:
https://doi.org/10.25786/cjbk.v0i01-02.456Abstract
Bereits zu Beginn der 1930er-Jahre hat Kornelis
Heiko Miskotte (1894 –1976), ein Vertreter
der niederländisch-reformierten Kirche, seine Dissertation
verfasst, die nun erstmals von Heinrich
Braunschweiger ins Deutsche übersetzt wurde.
Der Verfasser will mit seiner Untersuchung die
Entdeckung des Judentums als zentrales Thema
für die christliche Theologie ausführlich darstellen.
Die Diskussion über die Frage war im Jahre 1904
durch die Veröffentlichung Adolf von Harnacks
Schrift über Das Wesen des Christentums ausgelöst
worden. Bereits ein Jahr später hatte der reformjüdische
Rabbiner Leo Baeck (1873 –1956)
mit seiner Untersuchung über Das Wesen des Judentums
geantwortet. Baeck deutet das Judentum
in der Kontinuität der Epochen. Dabei wird das
Gebot, die ethische Forderung, zum Ausdruck
des Religiösen. Es ist wichtiger als jedes Zeremonialgesetz.
Baeck vertritt ein religionsphilosophisches
Geschichtsverständnis, das eine positive
Würdigung des Christentums nahelegt. Zu einem
Zeitpunkt, als christliche Theologen jüdische Entwürfe
überhaupt nicht zur Kenntnis nahmen, lag
der Untersuchung Leo Baecks eine optimistische
Sicht auf das Christentum zugrunde.
So schreibt er am Ende seiner Untersuchung:
»Wir gestehen allen anderen Bekenntnissen ihre
Reichtümer zu, vor allem denen auch, die aus unserer
Mitte und aus unserem Geiste hervorgegangen
sind« (S. 311/312).
Während Leo Baeck von jüdischer Seite gleiche
Bedeutung beigemessen wurde und wird wie
Martin Buber und Franz Rosenzweig, findet man
seine Erwähnung oder gar eine Auseinandersetzung
mit seinem Werk im Jahre 1929 nur bei dem
katholischen Theologen Erich Przywara.3