No. 03 (2020): Emmanuel Levinas. Ein epochaler Impulsgeber für Theologie, Philosophie und Kulturwissenschaften
In Zeiten der Krise gibt es bei nicht wenigen Menschen die Tendenz, nach einfachen Antworten zu suchen, schnell die Ursachen für die schwierigen Umstände auszumachen oder gar die vermeintlichen Schuldigen an den Pranger zu stellen. Leider äußert sich dies auch in der derzeitigen weltweiten Krise der Pandemie, nämlich in judenfeindlichen Verschwörungsmythen und hasserfüllten, unhaltbaren Anschuldigungen gegenüber Jüdinnen und Juden. Insbesondere das digitale Netz, so Michael Blume, »befeuert« antisemitische Tendenzen, denen die Nutzer:innen auch in Mainstream-Seiten wieder verstärkt ausgesetzt sind. Die Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext (ZfBeg) hält dagegen, ganz in der Tradition des ehemaligen Freiburger Rundbriefs – und zwar in vielfältiger Hinsicht, was auch in dieser Ausgabe sichtbar ist:
Zum einen widmet sich die vorliegende Ausgabe einem ganz und gar nicht einfachen Thema, nämlich der neuerlichen Bearbeitung des epochemachenden philosophischen Ansatzes von Emmanuel Levinas. In seinem Gesamtwerk wird das Gegenteil von ›einfachen Antworten‹ erkennbar, weil es um das höchste Gut geht, das es im Schatten der Schoah zu verteidigen gilt: die menschliche Würde, die sich im Antlitz des anderen Menschen auf geheimnisvolle Weise zeigt.